Mit der "Donauprinzessin" nach Budapest
und zum Schluss der Donauwalzer von der Bordkapelle
ein Reisebericht von Stefan Hoyer
Die Abendsonne bricht durch die dicken Schleusentore, auf dem Sonnendeck der Donauprinzessin es ist fast menschenleer, die rotweiß- gestreiften Bezüge der Liegestühle reflektieren im Abendrot und das ruhige Wasser im Pool lädt ein für abendliches Bad an der Schleuse Ybbs bei Persenbeug . Das ist nur eine von 11 Schleusen, die bis nach Budapest passiert werden, zurück natürlich die gleiche Anzahl noch einmal. Wir befinden uns in Niederösterreich, rechts und links das satte Grün der Wachau, wo schon Napoleons Soldaten gegen das österreichisch- russische Heer kämpfte. Damals fanden 6000 Napoleonische "Blauröcke" den kalten Tod in der Donau, daher stammt auch der Name "An der schönen blauen Donau". Das erfährt man zumindest, wenn man den Landausflug zum Kloster Melk mitmacht.Das aber auch das einzige Schauermärchen auf der 7 Tage - Kreuzfahrt mit der Donauprinzessin, von Passau bis nach Budapest und zurück. 65 Kreuzfahrtschiffe befahren zur Zeit den rund 2850 km langen Fluss, der vom Schwarzwald bis in das Schwarze Meer führt. Lange war durch den Balkankrieg dieser Weg verwehrt, doch inzwischen fahren die Kreuzfahrtschiffe des "Traumschiff"-Reeders Peter Deilmann aus Neustadt an der Ostsee auch diese Route. Aber zurück zu unserer 7 Tage Tour nach Ungarn. Das 1983 in Flensburg gebaute Vier Sterne Hotel Schiff ist so gut wie ausgebucht- um die 150 Passagiere sind in der Regel an Bord um sich von Hoteldirektor Dirk Schiewer und seiner Crew verwöhnen zu lassen. Dazu kommen 72 Besatzungsmitglieder aus 11 Nationen. Service ist alles, denn wer bis zu 2000 Euro für seine Passage für eine Woche zahlt, erwartet "alle Annehmlichkeiten dieser Welt" . Gleich beim Einchecken am frühen Samstag Nachmittag werden "alle Laster", besser gesagt, alle Koffer, sofort dem Gast abgenommen und das bleibt bis zum Ende der Fahrt auch so, wieselflinke, sehr hilfsbereite und gut geschulte Matrosen, Stewards und Stewardessen sorgen dafür, das den schon älteren Gästen keine Probleme entstehen, alles ist durchorganisiert und bequem und wird mit Argusaugen von Julia der Bordreiseleitung und "Mädchen für Alles" überwacht. Es fängt an beim organisieren des Shuffelboardturniers an Deck und hört auf beim Vorlesen von Donausagen im Salon.
Inzwischen hat die Donauprinzessin die ersten Schleusen passiert, und nach dem umfangreichen, aus diversen Gängen bestehende Menü, sorgt die Bordkapelle im Salon, mit Hilfe frisch gezapfter Bierchen, für die nötige Bettschwere. Dann hat auch die Crew Zeit zu relaxen, das buntgemischte Personal, u.a. Deutsche, Polen, Slovaken, Ungarn und Österreicher hat einen knochenharten Job. Denn im Grunde ist man immer "stand by", wie der Bordarzt Dr. Michael Schwarz, ein 35-jähriger Marinearzt aus Kiel. Er ist immer Hautnah bei seinen Patienten, zwar gibt es die täglichen Sprechstunden, aber durch seine allgegenwärtige Präsenz, zum Beispiel beim Dinner, kommt schon häufiger vor, das kleine Probleme auch mal im Speisesaal angesprochen oder gelöst werden. Andere Crewmitglieder, wie die Ausflugsleiterin Beatrix oder Hausdame Erika sind und müssen genauso flexibel und schnell reagieren, wie der Obersteward Wojciech, wenn mal kurzfristig ein zusätzlicher Ausflugsplatz gebucht werden soll, in der Kabine ein Problem besteht oder an der Bar zuviel Andrang herrscht - der Gast soll und darf nicht warten. Aber auch den Stewards und Stewardessen geht nicht anders. Eben hat die 19jährige Miroslava aus der Slovakei noch während des Abendessens die Getränke serviert, schon ist sie Minuten später im Salon hinter den Tresen zu finden. Die Crew ist in der Regel eine ganze Saison, von April bis September, an Bord und muss auf Gedeih und Verderben zusammenhalten, sonst würde gar nichts funktionieren. Inzwischen befinden wir uns an der Pier in Budapest, die Grenzkontrolle ist schnell vorüber und der Geldtausch an Bord ist geschafft, der Euro hat hier noch wenig zu melden. Wer noch nie in der ungarischen Hauptstadt war, sollte sich einer organisierten Tour anschließen. Die Ausflüge haben alle eine deutsche oder englisch sprechende Reiseleitung, die Preise bewegen sich im bewegbaren Rahmen. Nach dem Trip in die Stadteile Buda und Pest bleibt immer noch genug Zeit auf eigene Faust die Stadt mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten, kleinen Straßencafes, Antiquitätenläden und der riesigen Markthalle, die nur wenige hundert Meter vom Schiff liegt, zu erkunden.
Wer zum ersten Mal eine Flusskreuzfahrt macht, wie zum Beispiel die Damen Sandner und Strixner aus Bayern, zwei lebenslustige, jung gebliebene pensionierte Ladies im besten Alter, kann das vielfältige Angebot an Bord und Land richtig genießen. Sei es die Grillparty mit Tischdecken in den bayrischen Landesfarben auf dem Sonnendeck oder der Ausflug in das historische Wien- andere Teilnehmer sind dagegen schon richtige Profis. Ein 86-jährige ehemaliger Lehrer aus Fulda hat schon Kreuzfahrten mit der Deutschland, der Maxim Gorki und der Mozart gemacht, zeigt seinen jüngeren Reisegefährten auf eigene Faust die Wiener Innenstadt und erzählt an Deck von seinen Abenteuern auf hoher See - Traumschiffromantik vor den Toren Wiens , wo wir uns jetzt befinden. Rolf, vor über aus 40 Jahren aus Hamburg in die USA ausgewandert und jetzt auf Kreuzfahrt mit der Denue-Princess, wie das Schiff auf Englisch heißt, ist ständig mit seiner Digitalen Videokamera unterwegs und die freundliche Dame am Pool erzählt, als wenn es das normalste Ding der Welt ist, wie es ist, wenn man mal Prince Charles privat auf der Straße trifft.
Wien, die Stadt der Musicals, Theater und Opern, die Stadt Mozarts, Sissys und die Stadt der Heurigen. Während die Donauprinzessin Frischwasser bekommt und Proviant an Bord nimmt, rund 150.000 Liter Wasser und 3000 Kilo Lebensmittel werden während einer Reise verbraucht, sind auch die Deutschen und Englischen Tageszeitungen rechtzeitig zum Tee angeliefert worden. Das Abendprogramm ist je nach Land und Stadt ausgerichtet. Der Zigeunerabend in Budapest, die "Schrammelkapelle" in Wien und wer partout mal entspannen will, macht sich in seiner Kabine bequem, ordert einen Schoppen Wein, verspeist das "Nachthupferl, das auf seinem Kopfkissen liegt und zappt sich durch das TV-Programm - ein Satellit sorgt für fast alle deutschen Kanäle , dazu gibt es jeden Tag einen aktuellen Spielfilm aus dem Bordvideoprogramm.
Die Reise nährt sich dem Ende, Bratislava, ehemals Pressburg von Deutschen und Österreichern genannt in der Slovakei und das Kloster Melk, das ursprünglich von Leopold II gegründete Benediktinerkloster, in dem Kaiserin Maria Theresia ihre Sommerferien zum Teil verlebte, sind die letzten Stationen der romantischen Fahrt über die Donau. Am letzten Abend gibt die Crew noch einmal "Alles", um einen bleibenden Eindruck sich zu verschaffen. Nach dem Galadinner, mit "Traumschiff"-Melodien und der Eisbombenparade der Köche, steht die Crew-Show auf dem Programm. Der Hoteldirektor versucht sich als Wolfgang Petry Imitator und die sonst in weißen Uniformen steckenden Stewards tanzen als Primadonas durch den Salon, Parodien und Slapstick und zum Schluss der Donauwalzer von der Bordkapelle, die Lichter der Donauprinzessin gehen für diese Reise aus und keine 24 Stunden später sind schon die neuen Gäste an Bord und Einer steht auf dem Sonnendeck und genießt den Sonnenuntergang an der Schleuse Ybbs bei Persenbeug in Niederösterreich und denkt dabei vielleicht an Napoleons Soldaten die hier in der Ecke ihr österreichisches Waterloo erlebten.