"MS Queen Mary" Der Weg ist das Ziel

Atlantiküberquerung mit der Queen Mary 2

ein Reisebericht von Britta Schmidt

New York. In der Stadt der Superlative betreten wir das Schiff der Superlative. Im Hafen von Brooklyn liegt die Queen Mary 2, das Flaggschiff der britischen Reederei Cunard. Immer noch ist die "Königin der Meere" das Traditionsschiff für die Brücke über den Atlantik. Vor uns liegen neun Tage Nichtstun. Vielleicht gehen wir in Southampton von Bord. In der englischen Hafenstadt legt das Schiff nach der Passage zum Mal an. Hier bietet die Reederei zwei Ausflüge an (Stonehedge und Wales ). Vielleicht setzten wir aber auch keinen Fuß an Land - bis Hamburg. Das Wissen, tagelang nicht von Bord zu können, keine Alternativen zu haben empfinden wir als puren Luxus - in einer Welt, in der einem vor Möglichkeiten manchmal der Kopf brummt. Keine Verpflichtungen, keine Termine - das Gefühl, Zeit zu haben, zieht uns magisch an und hat den Ausschlag für diese Route gegeben.

Zurück zu New York. Welch eine Freude, eine Schiffskabine zu beziehen. Man öffnet jede Tür, zieht jede Schublade heraus, wirft sich aufs Bett, probiert Lampen, Radio, Minibar, Bademantel, Fernseher (dort läuft bereits das Begrüßungsprogramm). Das ist es, mein neues Zuhause!

Imposant ist das Auslaufen: Mit einem Glas Champagner versammeln wir uns an Deck und beobachten, wie die Wolkenkratzer-Skyline immer kleiner wird. Kurz nach Manhattan schweift der Blick hinüber nach Steuerbord, zum Greifen nah liegt Liberty Island mit der legendären Freiheitsstatue. Kurze Zeit später halten wir den Atem an und ziehen unwillkürlich den Kopf ein – wenn das Schiff die Verrazano Bridge passiert. Nur wenige Meter trennen den roten Schornstein von der Brücke, und ganz knapp schiebt sich die Queen Mary 2 darunter hindurch.

Langweilig? Von wegen! Denn das Leben auf See ist bunt. Nach dem Motto: vollkommen ausgelastet mit dem Nichtstun. Wir kosten jeden Luxus aus: Die Stimmungsbilder der See, die uns ergreifen und in denen wir schwelgen. Jeden Tag ein bisschen länger. Jedes Mal ein bisschen intensiver. Das Gefühl der Gleichgültigkeit, das sich ergibt, wenn man nur lange genug die Wellen beobachtet. Wie der frische Wind langsam aber sicher die Patina wegpustet, die unser einst so freier Geist angesetzt hatte – verursacht durch die Irrungen und Wirrungen des Alltags. Unsere Tischnachbarin Tissi aus Bad Krozingen spricht aus, was alle denken: "Das Einzige, was diese Glückseligkeit stört, ist der Gedanke an das Ende der Reise."

Natürlich gibt es auch greifbareren Komfort an Bord: Neben Swimmingpools bietet der Luxusliner Fitnessraum, Tennis- und Minigolfplatz und ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm sowie professionelle Showprogramme, zwei Kinos, das obligatorische Spielcasino, eine wirklich tolle Bibliothek und sogar ein Planetarium. Für den bequemen Kontakt in die Heimat stehen mehrere Internetcafés zu Verfügung. Angenehm überrascht sind wir von der lockeren Atmosphäre an Bord. Mit Jeans und T-Shirt kommt man hier tagsüber bestens klar. Abends hingegen macht es richtig Spaß, sich in so einer stilvollen Umgebung in Schale zu scheißen.

Kurz vor Ende der Reise ist klar: In Southampton gehen wir nicht von Bord. Zu sehr haben wir uns eingelebt auf dem Ozeanriesen, je Ecke lieb gewonnen – das wollen wir bis zur letzten Minute auskosten.