"MS Arosa Luna" - Alles im Fluss

Kreuzfahrt auf der Rhône und Saône von Lyon nach Arles und zurück

ein Reisebericht von Britta Schmidt

Aus gefühlten 100 Lautsprechern erklingt die Hymne "Vangelis - Conquest of Paradies". Die Theatralik des Stücks und die Lautstärke lassen keine Zweifel aufkommen: Wir laufen aus. Dank der kurzen Wege auf der Arosa Luna, mit nur 86 Kabinen, schaffe ich es rechtzeitig auf das Sonnendeck, das heute seinem Namen alle Ehre macht. Die letzten Strahlen tauchen die immer kleiner werdende Skyline von Lyon in ein romantisches Licht. Mit einer behäbigen Gleichmäßigkeit gleitet die Arosa Luna schnurstracks geradeaus. Vor uns liegt ein Farbspiel in grün: Wie von unten mit einer Taschenlampe beschienen, leuchtet das Wasser der Rhône jadefarben, zum dicht bewaldeten Ufer hin werden die Töne immer satter. Auf Sandbänken stehen Reiher auf einem Bein. Eine Schwanenfamilie zieht geräuschlos vorbei.

Von meinem Lieblingsplatz in der Lounge auf Deck 3, direkt hinter der Panoramascheide, verfolge ich wie hypnotisiert den Flusslauf. Die Landschaft wird zunehmend gebirgiger. Vereinzelnd schmiegen sich Häuser in verblichenen Pastelltönen an den Hang. Mittelalterliche Dörfer ziehen so nah vorüber, dass man die Uhrzeit am Kirchturm erkennen kann. Es herrscht eine unvorstellbare Ruhe - wie vom Rest der Welt abgeschnitten.
Unser nächstes Ziel heißt Avignon. Schon beim ersten Augenaufschlag merke ich, wir sind in Südfrankreich. Es ist deutlich wärmer als gestern. Der Blick gleitet vom Bett aus durch die bodentiefen Fenster. Ein unvergleichlich südliches Licht spielt auf den Fassaden des Papstpalastes, das Wahrzeichen der Stadt. Ruck zuck bin ich zu Fuß in der wunderschönen Altstadt. Auf den Bürgersteigen stehen Ständer voller Stoffballen mit typischen provenzalischen Mustern. Daneben Gewürzläden, Keramikgeschäfte, aber auch Boutiquen mit trendigen Sommerkleidern, eleganten Taschen und immer wieder Schuhe. Auf den von prächtigen Bauten umgebenen Place de l'Horloge setze ich mich in eines der vielen Bistros, bestellen einen Café au Lait und versuche, das berühmte französische Savoir - vivre aufzusaugen.

Nach dem Abendessen an Bord gehe ich noch mal zurück in die Stadt. Es ist der 14. Juli, Frankreichs Nationalfeiertag. Ganz Avignon ist eine einzige Party. Jung und alt tanzen auf der Straße, unzählige Bands übertönen sich gegenseitig, die meisten Menschen sind in der Farbe der Trikolore, blau-weiß-rot, gekleidet. Herrlich, diese Wärme so spät am Abend, denke ich, und plane in Gedanken bereits meinen Umzug nach Südfrankreich. Während die Franzosen die Nacht zum Tag machen, verlassen wir kurz nach Mitternacht das rauschende Fest.

Noch einmal schlafen, und wir sind in der Camargue, meinem erklärten Sehnsuchtsziel. Es ist der letzte Küstenabschnitte in Südfrankreich, der nicht durch Bettenburgen und Ferienhäusern zugebaut ist. Mit dem Jeep geht es nun durch Reisfelder, vorbei an weißen Pferden, schwarzen Stieren und rosa Flamingos. In dem kleinen Küstenstädtchen Les Saintes -Maries-de-la-Mer nehmen wir ein Bad im 24 Grad warmen Mittelmeer, kaufen ein paar Mitbringsel, vor allem das "Sel de Camarque", aromatisiert mit Dreierlei Pfeffer, Basilikum oder Chili.

Erschöpft aber glücklich erreiche ich am frühen Abend unser schwimmendes Hotel. Am nächsten Tag begeben wir uns auf den Rückweg – schade!